Famulaturbericht 2019

Dankbare Herzen und großes Glück in kleiner Zeit - Ich werde diese Eindrücke und Erfahrungen, die ich in 7,5 Wochen in Tansania machen durfte, niemals vergessen.
Meine Kommilitonen Lilly, Siw und ich sind Zahnmedizinstudentinnen aus Münster und kommen nun ins zehnte Semester. Vor knapp zwei Jahren habe ich an einem Famulaturabend in der Uni über zwei Kommilitoninnen von dem Zahnmedizinischen Austauschdienst (ZAD) gehört und bin nach einigen Recherchen auf den Verein Jino gestoßen. Da er seinen Sitz in Münster hat, habe ich mich entschlossen ihm
beizutreten. Nach einem Afrika-Wochenende und einigen Vortreffen konnte die lang ersehnte Reise im August 2019 mit einem Internship E-Visum angetreten werden.
Anfang August bin ich in Dar es Salaam gelandet. Lilly und Siw, die schon etwas früher geflogen sind, haben mich zusammen mit einer Schwester vom Flughafen abgeholt.
Unsere erste Station hieß Kitunda. Hier wohnten wir für knapp eine Woche in einem kleinen Guesthouse von Jino bei den Benediktinerinnen des St. Benedict Health Centres. Wir wurden hier sehr herzlich aufgenommen, mit landestypischem
Essen verwöhnt und haben einen guten Einblick bekommen in die Arbeit der kleinen Zahnstation. Die Woche drauf ging unsere Reise weiter nach Westen in den Ort Njombe. Die Fahrt mit dem Bus dorthin dauerte 11,5 Stunden und war recht abenteuerlich, da wir noch kaum ein Wort der Landessprache beherrschten, geschweige denn das Buspersonal auf Swahili verstanden. Spannend war es vor allem eine halbe Stunde lang durch den Mikumi Nationalpark zu brettern und am Straßenrand Zebras, Antilopen, ein Stachelschwein und einen Löwen, der gerade eine Gazelle
gefressen hat zu sehen. Die Erschöpfung des Tages konnten wir aber schnell vergessen, da wir am Busbahnhof herzlichst von einer Schwester in Empfang genommen wurden. Wir haben zwar im Vorhinein davon gehört, dass es sehr kalt in Njombe sei, wurden aber dennoch von den eisigen Temperaturen am Abend und in der Nacht überrascht. Das Hotel, das nahe der kleinen Zahnstation lag, war eine
Erfahrung für sich, da es sehr in die Jahre gekommen war. Hier, in der kältesten Ortschaft des Landes, verbrachten wir wieder fast eine Woche, mit einem eintägigen Ausflug nach Imiliwaha. Die Zahnstation in Njombe hat vier Behandlungsstühle und ein kleines Labor. In unserer Zeit dort wurden allerdings nur Zähne extrahiert, da die Patienten meistens nur bei Zahnschmerzen kommen und das Geld für Füllungen nicht ausreicht. Primär ging es darum Schmerzen zu beseitigen, durch Zahnextraktionen und
Abszessinzisionen. Wir arbeiteten zusammen mit zwei “dental assistants”, von denen wir einiges lernen durften. Verglichen mit Kitunda kamen echt viele Patienten pro Tag,
die auch reihenweise betäubt und behandelt wurden. Die Mahlzeiten nahmen wir immer in Gemeinschaft mit den Nonnen ein, die uns durch ihre lustige Art sehr erheiterten. Auch der Ausflug anlässlich des 50 jährigen Jubiläums der Ordenschaft in Imiliwaha hat uns sehr begeistert. Dort konnten wir viel Tanz, Musik und Essen genießen und einen
kleinen Einblick in die tansanische Kultur gewinnen.
Unser nächster Stopp lautete Peramiho, den wir über eine Busfahrt, begleitet von einer Schwester aus Njombe, sicher erreichten. Die Familie des Zahnarztes der Dental Clinic, von dem in Tansania recht bekannten St. Mission Hospital, erwartete uns schon voller Vorfreude. Dank ihrer Gastfreundschaft durften wir zwei Wochen mit ihnen Leben teilen und als Teil der Familie bei Ihnen wohnen. Unsere Arbeit begann morgens um 8:00 und endete gegen 15:00/16:00. An diesem Standort behandelt wir recht viel. Wir legten viele Füllungen und extrahierten einige Zähne. Auch um ein paar Parodontits Patienten durften wir uns kümmern. Es bleibt trotzdem immer etwas Besonderes, wenn ein Patient konservative Maßnahmen wünscht, da die Mundhygiene zu wünschen übrig lässt und es oftmals entweder zu spät ist oder das nötige Geld fehlt. Das Personal der Dental Clinic hat unter Absprache mit uns sogar extra einige Termine für Füllungen veranlasst, da sie unsere Qualifikation in diesem Gebiet zu schätzen wussten. Auch wir konnten vieles lernen unter Beobachtung von den drei dort arbeitenden Dental Assistenten und dem Zahnarzt. Die relativ gut ausgestattete Zahnklinik hat ein etwas größeres Labor, indem viele Metall und Keramikarbeiten sowie Prothesen angefertigt werden. Auch wir bekamen wir einige Kieferbrüche auf den Behandlungsstühlen zu Gesicht. Therapiert werden vor allem Unterkiefer Frakturen mit einer Schienung befestigt an den Zähnen, sodass es auch mal zu Zahnlockerungen kommt. An den Abenden genossen wir afrikanische Sonnenuntergänge, bekamen typische Flechtfrisuren und besuchten Märkte, um Lebensmittel für die Mahlzeiten einzukaufen. Insgesamt war die Zeit, inklusive eines Wochenendsausflugs an den Malawi See, sehr bereichernd. Wahrscheinlich gehört zu den Erfahrungen wohl auch dazu gehört, aufgrund von Unverträglichkeit an der Malaria Prophylaxe zu erkranken. Nach dieser ereignisreichen Zeit stand uns wieder eine Tagesreise bevor, quer durchs Land zurück nach Dar es Salaam. Die siebzehn Stunden vergingen aber relativ schnell und wir trauten uns in den Pausen sogar aus dem Bus, um ein bisschen Fahrtproviant zu kaufen. Lilly und Siw reisten nach einer weiteren Übernachtung in unserem ersten Standort Kitunda ab, um ihre letzte Zeit mit Reisen zu verbringen. Ich verbrachte den Rest meiner Famulaturzeit nun allein in Kitunda’s Health Centre. Die Zeit ü̈ber durfte ich viele Zähne ziehen, Füllungen legen und somit die einzige Verantwortliche der kleinen Zahnstation etwas entlasten. “Meine Ferien haben begonnen”, sagte sie mit einem dankbaren Lachen. Zusammen besuchten wir auch die Dorfschule, um dort einer Klasse mit 80 Kindern einen interaktiven Vortrag über Zahnpflege und Mundhygiene zu halten. Wir schauten vielen Kindern in den Mund und ermutigten diejenigen, bei denen wir Bedarf sahen, unsere Zahnstation zu besuchen. Ich bin unglaublich dankbar diese Zeit meines Lebens in Tansania ermöglicht bekommen zu haben. Menschen, denen ich begegnet bin, praktische Hilfe, die ich leisten konnte, Eindrücke über die Bevölkerung, die ich gewonnen habe und so viele wunderbare und lustige Momente haben mich Ende September verändert nach Deutschland zurückgebracht. Ich habe vieles in meinem Leben neu zu schätzen gelernt und eine Schönheit in der einfachen Dankbarkeit der Afrikaner entdeckt.
Asante Sana!

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