Famulaturbericht 2015

Schon immer hatten wir den Wunsch während unseres Zahnmedizinstudiums eine Famulatur im Ausland zu machen. Durch die Internetpräsenz des DAAD in Zusammenarbeit mit dem ZAD sind wir auf den  gemeinnützigen Verein Jino, mit Sitz in Münster aufmerksam geworden. Nach einer schriftlichen  
Bewerbung und einer Teilnahme an einem Afrika Workshop nahm das Abenteuer seinen Lauf. Etliche
Treffen in Münster sollten uns bestens auf den Aufenthalt in Tansania vorbereiten.
Ende Juli 2015 ging es dann auch endlich los. Wir starteten unsere Reise ab Frankfurt über Doha nach
Dar Es Salaam. Mit im Gepäck war jede Menge Vorfreude, ein wenig Aufregung und viele gesammelte
Spenden. Nach einer im Flugzeug verbrachten Nacht mit wenig Schlaf kamen wir glücklich, aber
erschöpft in der Hauptstadt an. Nach kurzem Ausfüllen der Formulare und bezahlten 50 Dollar für das
Visum, wurden wir herzlich von zwei Schwestern empfangen.

Unsere erste Station für die wir eingeteilt wurden, war das Health Care Center in Kitunda einem Vorort  
von Dar Es Salaam. Dank der Hilfe von Jino eV. konnten die Schwestern ein kleines Haus bauen, indem
alle Famulanten gut unterkommen können. In der Zahnstation des Health Centers sind alle Patienten stets willkommen und durch den guten Ruf und zum Teil auch mangelnder Alternativen nehmen die Menschen  auch stundenlange Wege in Kauf. Betreut wird das Ganze von einer Schwester, die eine Dental Assistant  Ausbildung genießen durfte und ihrer Helferin Rosie. Gleich am ersten Tag wurden wir in die  zahnmedizinischen Behandlungsabläufe voll mit einbezogen. Schon bald konnten wir selbstständig  anästhesieren und Zähne extrahieren. Ab und zu konnten sich Patienten auch eine Kompositfüllung  leisten. Ein Highligth während der Zeit in Kitunda stellte für uns ein Propylaxeprogramm an einer englisch  unterrichteten Schule dar. Mit vielen Zahnbürsten, einem Modell und einem Poster konnten wir in  kürzester Zeit das Interesse der Kinder gewinnen.  

Unsere zweite Station für die wir eingeteilt waren lag im wunderschönen südlichen Hochland. Eine rasante  und spannende Busfahrt führte uns durch den Mikumi Nationalpark bis nach Njombe. In Njombe konnten  wir im Nazareth Catholic Youth Center recht komfortabel und preiswert untergebracht werden. Diese  Zahnstation besitzt drei Behandlungseinheiten an denen konservierende und chirurgische  Behandlungsmaßnahmen durchgeführt werden. Der Dental Assistant Ibrahim extrahiert fleißig Zähne und  Schwester Calmelita macht hier und da eine Füllung. Wir gingen ihnen tatkräftig zur Hand und auch hier  war das selbstständig Arbeiten nach kurzer Zeit kein Problem. In Njombe herrscht ein großer  Patientenandrang, von denen viele prothetisch versorgt werden möchten. Im Labor werden kleinere und  größere Zahnprothesen hergestellt. Aufgrund von häufigen Stromausfällen wird über die Anschaffung  eines Generators nachgedacht.  

Station Nummer drei lag im idyllisch gelegenen Bergdorf Imiliwaha. Imiliwaha liegt auf ca. 2000m über  
dem Meeresspiegel, weshalb es hier abends und morgens recht bitter kalt werden kann. In Imiliwaha steht ein großes Konvent mit 150 Schwestern. Organisiert ist das Ganze wie eine große Farm. Jeder hat seine  Aufgaben und alles was gebraucht wird, wird selbstständig hergestellt. Alle Lebensmittel kommen aus  dem hauseigenen Garten und den umliegenden Plantagen. Auch Tiere wie Kühe, Schweine, Ziegen und  Hühner werden gehalten. Zu den sozialen Projekten des Konvents gehören sämtliche Mädchenschulen,  ein Kinderheim und ein medizinisches Zentrum, indem unsere Zahnstation untergebracht war. An dieser  Station arbeitet die gut ausgebildete Schwester Evodia mit ihrem Helfer Gustav. Da Imiliwaha ziemlich  abseits liegt kommen hier nur ca 5-10 Patienten am Tag. Füllungen können leider nur nachmittags in  einem kurzen Zeitfenster gelegt werden, da der Vormittag von Stromausfällen beherrscht wird. Ausser  den zahnmedizinischen Tätigkeiten bot sich uns die Möglichkeit das Kinderheim zu besuchen. Wir  spielten mit ihnen, halfen beim Füttern und schenkten Ihnen so viel Aufmerksamkeit wie nur möglich  war. Nicht nur wir, sondern auch die Kinder erlebten einen ganz besonderen Tag.  

Die letzte Station stellt das St. Joseph's Mission Hospital in Peramiho dar. Wir wurden in einem  
Guesthouse in der Nähe des Klinikums untergebracht und gut verpflegt. Im Vergleich zu den anderen
Stationen handelt es sich hierbei um eine Zahnstation die sich in einem der größten Krankenhäuser des Südens befindet. In dieser Station arbeiten zwei studierte Zahnärzte und ein Dental Assistant. Im 
Vergleich zu den anderen Stationen werden hier auch sehr viele Füllungen und sogar 
Wurzelkanalbehandlungen gemacht. Auch die Prothetik kommt hier im Gegensatz zu den anderen 
Stationen nicht zu kurz. Es werden gerne Zahnkronen und Brücken von den zwei Zahntechnikerinnen 
angefertigt. Routiniert werden Alginatabformungen genommen und sofort mit Gips ausgegossen. Die 
beiden Zahntechnikerinnen wurden von Dr. Pickers, der den JINO Verein gegründet hat persönlich 
ausgebildet. Die Station ist sehr gut ausgestattet und verfügt sogar über ein Röntgengerät. Neben vielen  konservierenden Behandlungen konnten wir auch einen Einblick in die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie  bekommen. Es werden Frakturen geschient, Karzinome diagnostiziert und Abszesse gespalten. Patienten  werden bei schwerwiegenden Fällen stationär aufgenommen und überwacht. Auch das Einhalten der  Hygiene spielt hier eine viel größere Rolle als an den anderen Stationen. Für jede chirurgische Maßnahme  werden hier sogar sterile OP Handschuhe verwendet.  

Neben dem Arbeiten hatten wir natürlich auch die Möglichkeit einige Teile des Landes zu erkunden.
Wir besuchten mehrere Nationalparks, dazu gehörte der Ruahapark, der Tarangirepark, der 
Ngorogorokrater und natürlich der Serengetipark. Bereits in Deutschland holten wir uns Angebote für 
Safaritouren ein, entschieden uns aber am Ende für das Unternehmen Merutreks, um die nördlichen Parks  zu erkunden. Früh am morgen startete unsere Tour im Jeep von Arusha aus. Begleitet wurden wir von  einem erfahrenem Guide, der uns unterwegs viel über das Land, die Leute und deren Kultur erzählen  konnte. Angekommen im Park waren wir fasziniert von der großen Artenvielfalt der einzigartigen Tiere.  Antilopen, Herden an Gnus, Zebras, Giraffen, Elefanten, Büffeln und ganz viele andere Tiere begegneten  uns. Einen landschaftlichen Höhepunkt stellte der Ngorogorokrater dar. Hier bot sich uns eine  einzigartige Landschaft, die in Worte zu fassen schwer fällt. Wir übernachteten in einem Camp mit einem  wunderschönen ausblich auf den Krater. 

Gleich darauf ging es für zwei Tage in den Serengetipark. Hier blickten wir in unendliche Weiten und  
hatten das Glück sehr vielen Raubkatzen zu begegnen. Dazu zählen Löwen, Geparden und Leoparden, 
denen wir auch des öfteren beim Jagen zuschauen konnten. Der Ruahapark ist im Vergleich zu den 
nördlich gelegenen Parks landschaftlich weniger atemberaubend, dafür besteht allerdings hier die 
Möglichkeit die Tiere besonders nah zu sehen. In jedem Fall können wir allen Afrikareisenden zu einer 
Safaritour raten, da das ein unvergessliches Erlebnis ist. Als Abwechslung zu den Nationalparks besuchten wir natürlich auch die Insel Sansibar. Problemlos kann  man von Dar Es Salaam mit der Fähre mehrmals täglich für 35 Dollar nach Stone Town rüber fahren. Von  hier aus gehen Daladalas in jede gewünschte Richtung der Insel. Ein Wechselspiel von Ebbe und Flut,  weißen Sandstränden und türkisem Wasser bilden eine unbeschreibliche Atmosphäre. Wir haben die 
Strände sowohl im Osten, als auch im Westen der Insel erkundet. Auch Stone Town mit den vielen engen  Gassen, seiner Kaffeekultur, den vielen Händlern und abends den aufblühenden Foodmarkets hat uns stark  beeindruckt. Neben den Stränden auf Sansibar, waren wir auch am South Beach, dem Strand von Dar Es  Salaam. Auch hier fährt man mit der Fähre rüber, allerdings nur fünf Minuten. Kaum ist man  angekommen, hat man bereits vergessen, dass man sich in der Hauptstadt befindet.  
Während unseres Aufenthaltes wurden wir vor einige kulturelle Herausforderungen gestellt. Im 
Vergleich zum deutschen Alltag begegnete uns viel Armut und ein nicht vorhandenes Gesundheitssystem. 
Lediglich die Menschen, die beim Staat angestellt sind haben die Möglichkeit sich relativ günstig 
versichern zu lassen und damit eine einigermaßen gute medizinische Versorgung zu erhalten. Durch die  hohe Arbeitslosigkeit ist vielen Menschen im Land nicht möglich das medizinische Angebot war zu  
nehmen. Oft wird eher den „viel versprechenden“ Heilern zuerst vertraut, bevor man sich in eine Klinik 
wagt. Leider haben wir auch oft erleben müssen, dass aus finanziellen Gründen ein Zahn gezogen wurde  anstatt ihn mit einer Füllung zu versorgen. Auch ist die zahnmedizinische Prophylaxe ein Problem,  aufgrund der mangelnden Aufklärung, die bereits bei den Eltern anfangen sollte. Oft müssen die Patienten  stundenlange Märsche in Kauf nehmen um an medizinische Versorgung zu gelangen. Jede Schwester und  jeder Arzt den wir kennengelernt haben, haben sich allerdings die größte Mühe gegeben jeden so gut es  eben geht zu behandeln. Um von a nach b zu gelangen waren wir immer auf Busse angewiesen. In  Tansania ist jede Strecke ob 200 oder 700km einer Tagesreise gleich. Bei diesen Fahrten sind wir immer auf nette Menschen gestoßen, haben Straßen überquert die in Deutschland undenkbar wären und wundervolle Landschaften betrachtet.  
Die Menschen in Tansania sind alle tiefgläubig verwurzelt und gehören meistens entweder der
katholischen Kirche an oder sind Muslime. Sehr schön fanden wir es zu sehen, dass in Tansania keinerlei religiöse Konflikte herrschen. Alle sind in der Lage nebeneinander zu leben. Quasi immer findet man  
selbst im kleinsten Ort sowohl Kirche als auch Moschee nur einige Meter voneinander entfernt.

Im Großen und Ganzen fanden wir unsere Famulatur eine ausgezeichnete Möglichkeit, Land, Leute und
das tansanische Gesundheitssystem kennen zu lernen. Dieses Land ist uns mit seinen vielfältigen
Menschen sehr ans Herz gewachsen und wir hoffen einigen davon geholfen zu haben. Wir hoffen sehr
dort eines Tages wieder hinfahren zu können und neue Erfahrungen machen zu können.
 

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