Asante sana (vielen Dank) waren unsere letzten Worte zu Sr. Hifadhi in Tansania, bevor wir nach 9 Wochen in diesem spannenden Land wieder ins Flugzeug zurück nach Deutschland stiegen. Wir, Marc und Robert, sind zwei junge Zahnärzte, die sich nach ersten Berufserfahrungen ihren Traum einer Famulatur wahrgemacht haben.
Vor gut einem Jahr haben wir uns unabhängig voneinander dazu entschieden, eine Auslandsfamulatur in Tansania zu machen. Über Freund:innen und den zahnmedizinischen Austauschdienst (ZAD) sind wir auf den Verein JINO aufmerksam geworden. Um eine Famulatur antreten zu können, besuchten wir zuerst ein Workshop-Wochenende zu dem Thema Tansania und wie eine Famulatur in diesem wundervollen Land umzusetzen ist und anschließend noch weitere kleinere Vortreffen. Durch diese Treffen – auf denen wir auch die ersten Wörter in Kiswahili gelernt haben – fühlten wir uns gut gerüstet und mit einem Volunteer-Visum im Gepäck starteten wir unsere Reise Mitte Mai.
Nach einer Verspätung von 12h und einer ungeplanten Zwischenlandung in Nairobi landen wir endlich auf Zanzibar, wo wir die ersten zwei Tage verbringen wollen. Nach diesem kurzen Besuch der Insel geht´s auch schon zu unserer ersten Station in Dar es Salaam, wo wir von der Benediktiner-Nonne des Kitunda Health Centers Sr. Hifadhi herzlich begrüßt wurden. Hier blieben wir vorerst nur für drei Tage, in denen wir die ersten Eindrücke in der Zahnmedizin, wie sie hier praktiziert wird, bekommen haben und auch den jungen Zahnarzt Dr. Jospeh kennenlernten.
Mit einem kleinen Zwischenstopp im wundervollen Mikumi-Nationalpark erreichten wir unsere nächste Station Njombe. Njombe ist eine der kältesten Regionen in Tansania und nachts kann es hier auch mal einstellige Temperaturen geben. Die kleine Zahnstation wird von den Nonnen hier selber geführt und besitzt drei Behandlungsstühle, von denen zwei für Extraktionen und Füllungen genutzt werden und der letzte für die Anfertigung von Prothesen. In Njombe waren wir die ersten beiden Tage bei einem Zahnarzt, der mal in der Clinic der Nonnen gearbeitet hat, sich dann jedoch selbstständig machte. Dr. Japhet ist ein sehr motivierter Zahnarzt, der inzwischen zwei Kliniken hat – eine in Njombe, eine in Mbeya. Leider war die Klinik in Njombe während unserer Zeit sehr leer und wir konnten lediglich bei drei Patient:innen Dr. Japhet über die Schulter schauen. Während der Freizeit zwischendurch haben wir mit ihm zusammen auch ein paar Ausflüge gemacht.
Umso glücklicher waren wir, als wir endlich zu der Dental Clinic der Sisters kamen und uns im wahrsten Sinne des Wortes eine volle Bude erwartete. Zuerst machten wir am Sonntag aber einen Ausflug zu dem Hauptsitz der Region in Immiliwaha. Ganz früh morgens ging´s los, da wir gerne an dem Gottesdienst teilnehmen wollten. In Immiliwaha wurden wir über das gesamte Gelände geführt und besuchten zum Schluss auch noch das Waisenhaus der Region. Am Montag starteten wir dann voller Motivation durch und behandelten im Schnitte 26 Patient:innen pro Tag – mit Abstand die meisten von den insgesamt drei Stationen, die wir besucht haben. Die Extraktionen liefen wie am Fließband und zusammen mit Sr. Calmelitha und Dr. Richard konnten wir alle Probleme gut managen und haben viel gelernt. Außerdem hatten wir die Möglichkeit, Füllungen zu legen und auch die eine oder andere Zahnreinigung durchzuführen. Gegessen haben wir immer zusammen mit den Sisters und wurden geradezu gemästet mit den ganzen Köstlichkeiten hier. Sr. Calmelitha gab uns auch im Laufe der Woche tansanische Namen – Marc war das Impala und Robert Simba wegen seiner langen blonden Haare. Diese Woche verging wie im Fluge und wir verließen die Nonnen nur schweren Herzens.
Und schon ging es weiter zur nächsten Station Peramiho, wo wir zwei weitere Wochen verbrachten. Hier ist eins der bekanntesten Krankenhäuser Tansanias ansässig, das St. Joseph´s Mission Hospital, und auch die Zahnklinik ist hier zu finden.
An diesem Standort wird unserer Meinung nach die fortschrittlichste Zahnmedizin betrieben und wir konnten neben Füllungen auch vor allem auch Wurzelkanalbehandlungen (WKB) durchführen. Extraktionen gab es hier nicht so viele. So führten wir beide vorrangig WKBs durch und bei der einen oder anderen Versorgung einer Gesichtsfraktur konnten wir zugucken. Außerdem gibt es hier noch ein großes Zahnlabor unter der Leitung von Sr. Immaculata, in dem nicht nur Prothesen sondern auch Brücken aus sowohl Metall als auch Keramik hergestellt werden. Immer wenn wir mal frei hatten, haben wir auch mal zuschauen und uns austauschen können. Leider ist die Mundhygiene hier kein populäres Thema und so kommen die Patient:innen häufig, wenn es zu spät ist und sie sehr starke Schmerzen haben. Zu diesem Zeitpunkt sind die Zähne häufig leider nicht mehr zu retten, was uns ein wenig frustriert hat.
Gleichzeitig haben sich die ersten Tage mit den anderen beiden Famulantinnen diesen Jahres von JINO überschnitten und wir haben einen kleinen Wochenendausflug zum Lake Nyassa gemacht und uns dort über die jetzige Zeit und die einzelnen Standorte ausgetauscht. Hier konnten wir auch ein wenig die Seele baumeln lassen.
Nach einem stark verspäteten Rückflug nach Dar es Salaam kommen wir endlich wieder am Anfang unserer Reise an. Hier werden wir herzlich von Sr. Hifadhi begrüßt und können noch einmal zusammen mit ihr hier behandeln. Leider endet für Marc hier auch schon die Reise nach viereinhalb Wochen und er muss schon wieder zurück nach Deutschland reisen, während Robert noch weitere vier Wochen mit seiner Freundin die Küste und den Norden Tansanias erkunden darf. Die beiden machen viele spannende Erfahrungen und können unter anderem die Kultur der Usambara-Berge auf einer Wanderung durch die Berge entdecken sowie eine 3-tägige Safari durch die Nationalparks Tarangire, Ngrongoro und Lake Manyara machen. Das war eine wirklich extrem schöne Erfahrung und die beiden begeben sich nach ihrer gemeinsamen Zeit mit dem Zug auf den Rückweg. Dies war widerum eine eher nicht so wundervolle Erfahrung. Aber sie kommen ein allerletztes wieder glücklich in Kitunda an und Robert behandelt noch einmal mit Sr. Hifadhi zusammen. Wir lachen noch einmal viel zusammen und am Ende fühlt sich Kitunda wie ein zweites Zuhause für Robert an.
Heute sind wir wieder zurück in Deutschland und blicken sowohl mit einem weinenden als auch einem lachenden Auge zurück auf unsere Zeit. Wir sind unheimlich dankbar, dass wir so viel lernen konnten und einen Einblick in die Kultur und die Menschen bekommen durften. Tansania ist ein sehr vielschichtiges und faszinierendes Land und für uns war es auch besonders interessant, das Land nicht nur von der touristischen Seite kennenlernen zu können. Außerdem lernt man auch viele Dinge in Deutschland mehr zu schätzen und das weniger manchmal deutlich mehr ist. Außerdem auch, dass wir in Deutschland ein sehr privilegiertes Leben führen. Die Zeit hier in Tansania wird immer ein Platz in unserem Herzen haben und hat uns sehr geprägt. Und wir hoffen, dass wir bald wiederkommen können und die ganzen tollen Menschen wiedersehen werden.