Famulaturbericht 2014-2

Vor circa einem Jahr haben wir an einem Famulaturabend an unserer Uni teillgenommen und sind dort auf Jino und die Möglichkeit einer Famulatur in Tansania aufmerksam geworden.  
Wir schrieben zunächst eine Bewerbung an den Verein und bekamen kurze Zeit später eine Einladung zu einem ersten Kennenlernen. Mit uns bewarben sich  noch 2 weitere Kommilitonen, sodass wir insgesamt 4 Interessenten waren.  

Nach dem ersten Treffen nahmen wir dann am Herbsttreffen „Afrika entdecken“ in Freckenhorst teil. Hier lernten wir viele Dinge über Tansania und  konnten uns außerdem mit den Famulaten des letzten Jahres austauschen und  viele Informationen bekommen. Nach dem Herbsttreffen stand auch fest, dass  wir alle 4 nach Tansania reisen würden. Allerdings teilten wir uns in 2er Gruppen auf, da die Stationen für 4 Famulanten gleichzeitig keine Kapazität haben.  
Nun begann die Phase der Vorbereitung. Innerhalb eines Jahres trafen wir uns circa alle 6 Wochen mit Johannes und Magdalene Pickers, um unsere Reise zu  planen. Wir kümmerten uns um Flüge, unsere Impfungen, eine HIV PEP, lernten  
Kiswahili, nahmen Kontakt zu den Schwestern auf und klärten alle aufkommenden Fragen.

Am 2.8.2014 ging es für uns beide los. Wir flogen mit Emirates von Frankfurt über Dubai nach Daressalam. Dort wurden wir von Sr. Hifadhi und Sr. Lydia abgeholt.  
Unsere erste Station war Kitunda, was circa eine halbe Stunde von Dar entfernt liegt. In Kitunda erwartete uns das neu gebaute Jino Haus, welches eine Woche  bevor wir angekommen sind, fertig gestellt und von Jino Geldern gebaut wurde. Das neue Schwesternhaus entsteht neben dem Jino Haus, allerdings fehlt  momentan das Geld, um es fertig zu stellen. Der Grundriss steht bereits, doch  es fehlen noch Dach und Fenster. Sobald dies vorhanden ist, wollen die  
Schwestern dort einziehen. Alle Schwestern empfingen uns herzlich, zeigten uns die Umgebung und begrüßten uns mit einem gemeinsamen Essen und Gesang. So begann unsere erste Behandlungswoche.  
Die kleine Zahnstation besteht aus einem Behandlungszimmer mit einem Behandlungsstuhl, sowie einem Empfangsraum, in dem ebenfalls die prothetischen Arbeiten hergestellt wurden. In Kitunda arbeitet Sr. Hifadhi und  wird dabei von Rosa unterstütz, die als ungelernte Zahnarzthelferin ihr Bestes  gibt, um die anfallende Arbeit zu bewältigen.  
Sr. Hifadhi führte uns gut in die tansanische Zahnmedizin ein. Sie zeigte uns, wie man dort injiziert und extrahiert und half uns, wenn wir nicht weiterkamen,  was anfangs noch recht oft vorkam. Im Laufe der Woche wurden wir etwas sicherer und zogen unsere ersten Zähne. Leider konnten wir keine Füllungen egen, da keine Patienten dafür vorbei kamen. Füllungen sind in Tansania teurer als Extraktionen, sodass viele Patienten hier Extraktionen bevorzugen, selbst wenn die Zähne mit Füllungen gut versorgt werden könnten. An einem  kleinen Schreibtisch im Wartebereich der Patienten, fertig Sr. Hifadhi Teilprothesen an, die die einzigen prothethischen Arbeiten in dieser Station darstellen.  Die Poliermaschine steht hier auf dem Boden und die Schwestern hocken sich  hin, um die Arbeiten fertig zu stellen. Auch sonst behelfen sich die Schwestern  
mit ungewöhnlichen Methoden, die wir aus Deutschland nicht kennen. Da an der Einheit häufig das Licht ausfällt, benutzen die Behandler zum Beispiel das  Licht von ihrem Handy, um in den Mund des Patienten leuchten zu können. Es  
war für uns aufregend und interessant zu sehen, wie der Ablauf und die Möglichkeiten der Behandlung in Tansania aussehen.

Außerdem unternahm Sr. Hifadhi viele Ausflüge mit uns. Wir fuhren nach Dar, in die Hauptstadt Tansanias und versuchten bei Anudha ein Handstück zu kaufen. Wir waren  überwältigt von dem vielen Verkehr, den Menschenmassen und dem tansanischen Großstadtleben. Außerdem besichtigten wir Pugo, eine kirchliche  Pilgerstätte, die die ersten Missionare aus Europa errichteten. Wir wurden auf  eine Hochzeit eingeladen und konnten als Ehrengäste beobachten, welche Rituale und Sitten hier gefeiert wurden. Nach einer Woche landeten Tabea und  Caro in Dar. Gemeinsam feierten wir eine Einweihungsfeier des neuen Jino  Hauses mit vielen Gästen, den Geistlichen, Essen und Tanzen. In Kitunda lernten wir auch zum ersten Mal den „Cake Song“ kennen, welchen wir auf unserer  Reise noch einige Male hören sollten. Bei besonderen Anlässen gibt es einen  Kuchen und dazu wird der Song gesungen. Die Gäste werden in diesem Lied  aufgefordert den Kuchen zu schneiden, zu verteilen und danach zu Essen, was  sehr stimmungsvoll zelebriert wird.  

Während Tabea und Caro ihre Behandlungswoche in Kitunda starteten, reisten  wir nach Sansibar und verbrachten dort ein paar Tage am Strand.  Anschließend fuhren wir zu viert mit dem Taxi in Richtung Njombe und machten auf diesem Weg einen Zwischenstopp im Mikumi Nationalpark. Dort  machten wir einen Tag Safari, wobei wir viele Giraffen, Elefanten, Löwen, Antilopen, Nilpferde, Krokodile, Zebras und Affen sahen. Den Taxifahrer, der uns  begleitete, hatten wir schon im Vorraus kontaktiert, da er mit Johannes Pickers  ebenfalls solche Touren unternommen hatte. 

Als wir in Njombe ankamen, reisten Tabea und Caro von dort weiter nach Peramiho. Wir zwei verbrachten eine Woche in Njombe. Dort behandeln Sr.  Calmelita und Ibrahim, die mit 4 Behandlungsstühlen und bis zu 40 Patienten am Tag viel zu tun haben. Die Zahnstation besteht aus 3 Räumen mit einem  kleinen Labor, in dem Sr. Calmelita prothetische Arbeiten anfertigt. Direkt hinter der Zahnstation schließt sich das Schwesternhaus an, wo Sr. Calmelita mit 4  weiteren Schwestern und deren Haushaltsmädchen lebt. Wir wurden in einem  Hotel in der Nähe der Zahnstation untergebracht, welches sehr leicht zu Fuß  
erreichbar war. Leider sind alle 4 Behandlungsstühle defekt und alt und es fehlt ihnen an Licht,  was das behandeln deutlich erschwert. Manchmal wurde eine Handylampe zur  Hilfe genommen. Trotzdem hatten wir hier die Möglichkeit viele Zähne zu ziehen und unser Können zu steigern. Allerdings fanden wir hier die hygienischen  Umstände nicht ganz so gut und es fehlten einige Grundlegende Dinge wie  z.Bsp Handspiegel, Alginat etc. Doch mit Sr. Calmelitas herzlicher Art und den  
vielen Patienten machte uns die Arbeit dennoch Spaß und es kam nie Langeweile auf.

Mit Sr. Calmelita besuchten wir außerdem Imiliwaha, ein Kloster mit Zahnstation in der Nähe, und das St. Joseph’s Hospital in Makambako. In  Njombe fühlten wir uns sehr gut und herzlich aufgenommen. Für unser leibliches Wohl sorgte Sr. Helena stets, da sie immer ein tolles Essen auf den Tisch  zauberte. Einzig die Kälte machte uns etwas zu schaffen, da wir bei unter 10  Grad nachts trotz 2 Decken stark froren.  

Sr. Calmelita begleitete uns nach der Woche mit dem Bus nach Kigonsera. Dort  erwartete uns schon Sr. Miriam. In Kigonsera wohnten wir bei 8 Schwestern in  einem Kloster. Die Zahnstation und das Health Center waren im direkten Anschluss an das Kloster. In der Zahnstation arbeitete ebenfalls noch die  Arzthelferin Edina. Hier gibt es zwei Behandlungsräume mit jeweils einem Stuhl  und ein kleines Labor. Im ersten Raum, wo der ältere Behandlungsstuhl stand,  wurden ausschließlich Extraktionen durchgeführt, doch im zweiten Zimmer war  eine neuere Einheit vorhanden, sodass hier auch Füllungen gelegt werden  konnten. Hier waren täglich nur 4-5 Patienten, sodass wir nicht sehr viel behandeln konnten. Füllungen waren hier schwierig, da die Komposit Lampe  defekt war und der Kunststoff nicht aushärtete. Es wurden auch kleine rothesenarbeiten angefertigt, welche allerdings eine fragwürdige Passgenauigkeit  aufwiesen. In Kigonsera selbst konnte man nicht so viel unternehmen, da es ein  ziemlich kleines Dorf ist. Einmal gingen wir mit Edina in die kleine Stadt und wir  besuchten die secondary school. Dort stellten wir uns vor und die Schüler durften uns Fragen über Deutschland stellen. Es war toll zu sehen, was für  Vorstellungen und Wünsche die Schüler hatten und wie sie sich das Leben in  Europa vorstellen.  

Als hier die 5 Tage vorüber waren, wurden wir von Tabea, Caro und Sr. Hifadhi mit einem Fahrer abgeholt und reisten zum Lake Njassa. Dort verbrachten wir ein Wochenende zusammen. Wir relaxten am Strand und genossen zusammen die Umgebung und die Sonne. Von dort reisten wir zusammen nach Peramiho,  
unserer letzten Zahnstation. Tabea und Caro machten sich auf den Weg nach Imiliwaha und wir verbrachten 10 Tage in der größten der 4 besuchten Zahnstationen.  In Peramiho gibt es ein großes Krankenhaus mit 12 Ärzten, worunter auch 2  
richtige Zahnärzte sind, die in Dar studiert haben. In der Zahnstation gibt es zwei Behandlungsräume, sowie ein Labor. Im ersten Behandlungsraum stehen  zwei Einheiten zur Verfügung, die beide durch einen Vorhang voneinander getrennt werden. Beide Einheiten sind etwas älter, sodass hier nur Extraktionen  durchgeführt werden. An einem der beiden Stühle fehlt außerdem ein funktionierendes Licht. Im zweiten Behandlungszimmer ist ein neuer  Behandlungsstuhl vorhanden, der für Füllungen und auch Wurzelkanalbehandlungen vorgesehen ist. Hier funktioniert die Einheit sehr gut und wird häufig  
genutzt. In der Zahnstation ist ebenfalls ein Röntgengerät vorhanden, es fehlen allerdings die Filme, um Aufnahmen machen zu können. Dennoch werden Wurzelkanalbehandlungen durchgeführt. Außerdem verfügt die Zahnstation über  
ein großes Labor. Hier werden nicht nur Prothesen angefertigt, sondern auch Kronen und Brücken, was nur in sehr wenigen Laboren in Tansania überhaupt  ermöglicht wird.  Leider ist in unserer Behandlungswoche die Komposit Lampe kaputt gegangen,  sodass wir viele GIZ Füllungen machten, die aber auch anders als in Deutschland gemacht werden. Wir arbeiteten meist mit Dr. Chale und Joseph, einem  Dental Assistant zusammen. Dr. Mushi war recht selten anwesend, da er als  Leiter des Krankenhauses viel beschäftigt ist. Dr. Chale und Joseph unternahmen viel mit uns, z.Bsp. zeigten sie uns das tansanische Nachtleben in einem  Pub und luden uns zum Essen ein. Da hier wirklich viele Patienten waren, konnten wir viel praktizieren und es kam selten Langweile auf. Außerdem waren wir  hier in einem Gästehaus untergebracht, was sauber und geräumig war. In dem  Gästehaus waren noch viele andere Deutsche, die im Krankenhaus arbeiteten,  oder ein freiwilliges soziales Jahr in Tansania verbrachten. Somit hatten wir viel Kontakt mit anderen Freiwilligen und tauschten uns über unsere Erfahrungen  und Eindrücke aus.  

Nach 10 Tagen machten wir uns dann wieder auf den Rückweg in Richtung Dar.  Da die Strecke so lang war, machten wir noch eine Nacht Zwischenstopp in  Njombe. Von hier aus begleitete uns Sr. Calmelita zurück nach Dar, da sie dort  
Dentalmaterial kaufen wollte. Wir verbrachten noch 2 Tage im Jino Haus bevor es dann am 12.9.2014 zurück nach Deutschland ging

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